In unserem Praxisalltag ist es nicht ungewöhnlich, dass wir zu Hunden mit fettiger und unangenehm riechender Haut konsultiert werden. Diese klinische Erscheinung wird häufig als "Seborrhoe" bezeichnet, und dieser Begriff wird in der veterinärdermatologischen Literatur seit vielen Jahren verwendet. Seborrhoe bedeutet wörtlich übersetzt "Talgfluss" und wurde allgemein mit einer gestörten Talgdrüsenfunktion in Verbindung gebracht oder auch verwendet, um Tiere mit trockener Haut (Seborrhoe sicca) zu bezeichnen. Eigentlich sollte dieser Ausdruck nicht mehr verwendet werden. Der Begriff Seborrhoe sollte nur für Patienten mit fettiger Haut verwendet werden die gleichzeitig eine Schuppenbildung aufweisen kann oder auch nicht.
Bei der Seborrhö wird häufig zwischen primärer und sekundärer Seborrhö unterschieden. Primäre Seborrhö wird erst diagnostiziert, nachdem alle anderen Ursachen ausgeschlossen wurden (siehe unten). Springer und Cocker Spaniel sind die Rassen, bei denen eine primäre Seborrhoe festgestellt wurde; in diesen dokumentierten Fällen wurde aber möglicherweise keine gründliche Untersuchung durchgeführt, um zugrunde liegende Ursachen und begleitende Infektionen auszuschließen.
Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass eine primäre Seborrhoe bei Hunden eigentlich gar nicht vorkommt. Bei Hunden mit Ektoparasitenbefall (z. B. Krätze, Demodikose), endokrinen Störungen (z. B. Anomalien der Sexualhormone) oder Allergien (z. B. atopische Dermatitis, kutane Futtermittelunverträglichkeiten oder Flohspeichelallergie) kommt es sehr häufig zu einer fettigen Haut. Die Haut ist zunächst erythematös, oft mit primären Läsionen wie Papeln oder Pusteln (gleichzeitige bakterielle Infektion) und wird mit der Zeit hyperpigmentiert, verdickt und kann von gelblichen wachsartigen Schuppen bedeckt sein (begleitende Malassezia-Infektion).
Diese Infektionen tragen zusätzlich zu der überhöhten Talgproduktion bei. Die betroffenen Hunde haben oft einen starken Juckreiz. Anfangs können die Läsionen auf die ventralen Bereiche des Halses, der Achseln (Abb. 1) und der Leistengegend (Abb. 2) beschränkt sein, sie können aber auch jeden anderen Teil des Körpers befallen (Abb. 3). Ein typischer ranziger Geruch begleitet dieses Krankheitsbild häufig. Die Diagnose wird durch eine klinische und zytologische Untersuchung der Hautläsionen gestellt.
Die Behandlung von Seborrhöe erfolgt in zwei Phasen:
Für ein gutes Antiseborrhoikum-Shampoo sind folgende grundlegende Eigenschaften erforderlich: es sollte entfettend, keratoplastisch und keratolytisch wirken. Die gängigsten Inhaltsstoffe dieser Shampoos sind:
Er wird häufig mit Salicylsäure kombiniert, und diese Kombination scheint eine bessere keratoplastische und keratolytische Wirkung sowie eine natürliche antimykotische Wirkung zu haben.
Eine neuere Studie hat ergeben, dass ein Shampoo, mit Salicylsäure, kolloidalem Schwefel und anderen Inhaltsstoffen (Chlorhexidindigluconat, Kokosnuss-Diethanolamid, ethoxyliertes Lanolin und Zinkgluconat) bei Hunden mit keratoseborrhoischen Störungen wirksam und gut verträglich ist (Ghibaudo, 2010). Der Autor berichtet, dass die antimikrobielle und antimykotische Wirkung dieses Shampoos, basierend auf der vor und nach der Studie durchgeführten Zytologie, sehr hoch war und dies wahrscheinlich auf die synergistische Wirkung des Schwefels und der Salicylsäure sowie des Chlorhexidindigluconats zurückzuführen ist.
Chlorhexidindigluconat verfügt über ein breites antibakterielles Wirkungsspektrum (Lloyd, 1999) und hat nachweislich eine bessere antibakterielle Wirkung als Benzoylperoxid und Ethyllactat. Es reizt nicht, ist nicht toxisch und besitzt eine Restwirkung auf der Haut. Darüber hinaus berichtet der Autor, dass das Shampoo nicht irritierend war, was höchstwahrscheinlich auf das enthaltene Zinkgluconat und Lanolin zurückzuführen ist, welche entzündungshemmende, beruhigende und mildernde Eigenschaften haben (Dreno 2001).
In dieser Studie wurden neben den zytologischen (z.B. Bakterien, Hefen) auch die klinischen (z.B. Erythem, Pruritus) Parameter innerhalb von 2-4 Wochen nach der Shampoo-Therapie positiv beeinflusst (Ghibaudo, 2010). Darüber hinaus zeigen (unveröffentlichte) Studien, dass dieselben Inhaltsstoffe des Shampoos eine ausgezeichnete In-vitro-Aktivität gegen Malassezia spp. und Staphylococcus spp. aufweisen.
Die Behandlungsintervalle für die Shampoo-Therapie richten sich nach dem Schweregrad der Läsionen. In der Regel wird die Behandlung anfangs alle 2-3 Tage durchgeführt und dann werden Abstände zwischen den Behandlungen vergrößert, wobei zu bedenken ist, dass es mehrere Wochen/Monate dauern kann, bis sich die Haut wieder normalisiert hat, während die zugrunde liegende Ursache ermittelt/kontrolliert wird. Im Allgemeinen wird je nach verwendetem Shampoo eine Einwirkzeit von 5-15 Minuten empfohlen.
Es ist durchaus üblich, dass Hunde mit Seborrhoe alternierend mit Shampoos mit antiseborrhoischer und kombinierter antibakterieller und Anti-Malassezia- Wirkung sowie mit systemischen Antibiotika behandelt werden. Es ist jedoch wichtig, den Patienten sorgfältig zu untersuchen, da ein Überwachstum der Bakterien/Hefepilze bei vielen von ihnen keine systemische Therapie erfordert und ein antiseptisches Shampoo ausreichen könnte. Unter der Voraussetzung, dass die Besitzer bereit sind, ihren Hund zu shampoonieren, einen geeigneten Raum dafür haben und der Patient kooperiert, kann die Abgabe eines einzigen Produkts wie eines medikamentösen Shampoos die Compliance der Kunden erhöhen und den Missbrauch von Antibiotika reduzieren, wodurch das Risiko einer bakteriellen Resistenz verringert wird.
Quellenangaben: